Strasbourg 2019

Ausgewählte Schüler*innen der Französischklassen 10a und 10b waren in der ersten Aprilwoche in Straßburg, um gemeinsam mit französischen AbiBac-Schüler*innen aus Wissembourg im Elsass im Projekt „QUO VADIS EUROPA?“ zu den Themen Erinnerungskultur und Zukunft der Europäischen Union zu arbeiten. Neben Besuchen im Europaparlament und dem ehemaligen Konzentrationslager Struthof, gab es auch ein Treffen in der Europäischen Schule Strasbourg, bei dem konkrete Problematiken und Perspektiven der EU diskutiert und entwickelt wurden. Die diesjährige Begegnung schließt ein dreijähriges trilaterales Projekt ab, welches in den Jahren 2017 und 2018 bereits in Weimar und Krakau stattgefunden hat.

 

Tagesberichte

(Originaltexte französischer Schüler*innen)

 

Montag, 01. April 2019 (Jurij)

Der Beginn einer Reise in das Herz Europas…

An einem leicht bewölkten, aber windigen Frühlingsmorgen, begann unsere einwöchige Klassenfahrt nach Straßburg.

Die Fahrt startete für uns (die Schüler des Lycée Stanislas) an der „Gare de Wissembourg“ in der Stadt, wo sich auch unsere Schule befindet.

Nachdem wir uns mit dem Projektleiter und Abibac-Deutschlehrer Herr Bündgen versammelt hatten, nahmen wir den Zug um 8:48 Uhr Richtung Straßburg.

Die knapp einstündige Fahrt wurde aufgrund schlechten Mobilempfangs mit Volleyballspielen im Zug und lustigen Gesprächen überbrückt.

An der Gare Centrale de Straßburg angekommen, wurden wir von unserer Abibac-Geschichtslehrerin, Frau Loison, abgeholt und mit Tram-Fahrkarten ausgestattet, die uns für den Rest des Tages die Möglichkeit gaben, Straßburg frei zu befahren.

Doch zunächst ging es zur Jugendherberge am „Jardin des deux Rives“, nahe der Brücke, die Straßburg und Kehl verbindet, um das Gepäck abzustellen.

Die Einen gingen zurück in die Stadt, während andere die Rheinseite wechselten und die Straßen Kehls mit einem Fußball, der aus einem Bach geborgen wurde, unsicher machten.

So lief unsere Gruppe durch die Stadt, auf der Suche nach Nahrung, um unsere Bedürfnisse zu stillen.

Nach einer vorzüglichen Speise in einer hier nicht namentlich genannten deutschen Fast-Food Kette, legten wir uns im Rheinpark unter einen Baum, wo wir das wohlwärmende Sonnenlicht genossen.

Nach dieser kurzen Verdauungspause, gingen wir zu den sportlichen Tätigkeiten über und spielten eine englische Ballsportart, die man in Fachkreisen als Fußball bezeichnet.

Um 15:45 Uhr trafen wir uns in der Jugendherberge wieder, um die Zimmer zu beziehen.

Kurz danach traf auch die von Frau Loison am Bahnhof abgeholte Berliner Gruppe ein.

Nach einer kurzen Begrüßung brachten die Berliner ebenfalls ihr Gepäck auf die Zimmer und begaben sich anschließend nach draußen, um die Kennlernspiele zu starten.

Diese bestanden aus einer alphabetischen Aufstellung nach Vornamens und einer Aufstellung nach der Helligkeit der Augenfarbe.

Danach musste man den Personen besondere Merkmale zuordnen und später verschiedene Wörter in der „Fremdsprache“ (Franzosen auf deutsch und Deutsche auf Französisch) zu einem vollständigen Satz zusammensetzen.

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Im Anschluss begannen die sportlichen Aktivitäten, wo wir uns in Disziplinen wie Volleyball, Basketball, Fußball,… beweisen und kennenlernen konnten.

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Schließlich gab es nach etwas Wartezeit, Abendessen in einem etwas überfüllten und lauten Saal. Anschließend ließen wir den ersten Tag gemütlich mit netten Gesprächen und Spielen auf den Zimmern ausklingen.

               

Dienstag, 2. April 2019 (Amélie, Mélissa und Hugo)

    Am Dienstag standen wir um 7 Uhr auf und gingen ans Frühstücksbuffet, um uns etwas zum Essen zu holen. Es gab mehrere Marmeladensorten, Obstsalat und Baguette. Die deutsche Gruppe fand somit nicht ihr Glück, da die Schüler es gewöhnt sind, morgens salzige Speisen wie Schinken, Käse oder Eier, zu essen.

Nach dem Frühstück fuhren wir ins Straßburger Stadtzentrum, wo wir eine historische Stadtrallye in binationalen Kleingruppen machten. Unsere Gruppe (Mélissa, Amélie, Hugo, Gregor, Hannes, Gustav) beschäftigte sich mit dem Stadtteil Neustadt. Dank dieser Aktivität konnten wir einen ersten tieferen Kontakt zu unseren deutschen Austauschschülern herstellen, auch wenn diese irgendwann anfingen, auf Bäume zu klettern, während wir anderen weiter die verschiedenen Fragen beantworteten.

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Als wir damit fertig waren, gingen wir zur Mensa „FEK“, die sich im Stadtzentrum Straßburgs befindet. Dort gab es ziemlich von allem zu essen, und es schmeckte sehr gut.

Anschließend hatten wir ein bisschen Freizeit, bevor wir zur Jugendherberge zurückkehrten. Dort haben wir die verschiedenen Themen unserer Stadtrally mit der gesamten Gruppe besprochen. Danach begannen wir Ideen für unsere Triptychons zu sammeln. Zum Glück durften wir hinterher noch ein bisschen im Rheinpark Sport machen und spielen. Diese Aktivität hat uns allen sehr gefallen und ermöglichte uns einen weiteren Kontakt zu der deutschen Gruppe.

Nach dem Abendessen durften wir alle noch ein bisschen in die Stadt.

Wir entschlossen uns fast alle nach Kehl zu gehen, und die Deutschen waren erstaunt, dass es so einfach ist, eine Landesgrenze in der EU zu überschreiten. Über die Brücke zu laufen, alle zusammen, war ein sehr schönes Erlebnis für uns.

 

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Mittwoch, den 3. April 2019 (Catherine, Audrey und Camille)

Das Wetter war grau und regnerisch. 

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 Nach dem Frühstück sind wir gegen 9 Uhr mit dem Bus in Richtung Schirmeck gefahren. Als erstes sind wir zum Struthof gegangen, wo wir das Konzentrationslager leider nur von außen besichtigt haben. Unsere Geschichtslehrerin, Frau Loison, hat uns dabei kurz die Geschichte des Lagers erläutert. Dazu kam, dass das Denkmal gerade restauriert wurde und dass wir es deswegen ebenfalls nicht sehen konnten, das war etwas schade! Trotz allem, haben wir dank unseren Lehrern sehr viel über das Thema und den Ort erfahren. Als nächstes sind wir einen kleinen Wanderweg runtergelaufen (der früher auch von den Gefangenen des Lagers und von den SS-Soldaten benutzt wurde), wo wir vor der ehemaligen Villa des KZ-Leiters angehalten haben. Dort ließen es sich die Soldaten gut gehen und haben regelmäßig gegrillt, um den Leichengeruch, der von den Krematorien aufstieg und den Geruch von Verwesung zu neutralisieren. Zum Schluss sind wir den Weg bis zur Gaskammer weitergelaufen, die sich etwas tiefer im Wald befindet. Dort haben wir erfahren, dass diese Gaskammer nur zu medizinischen Experimenten mit ausgewählten Juden gedient hatte. Sie wurden mit einem speziellen Gas umgebracht, das den Körper in Takt ließ, um beweisen zu können, dass die Knochen von Juden, insbesondere die Schädel anders sind.

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 Im weiteren Verlauf des Tages sind wir mit dem Bus ins Memorial d’Alsace-Moselle weitergefahren, wo wir als allererstes unsere verdiente Mittagspause gemacht haben (die Jugendherberge hatte uns mit einem Lunchpaket versorgt). Die Lehrer haben uns dann in Dreier- und Vierergruppen (wie unsere Zimmerordnung) eingeteilt und haben jedem von uns einen Fragebogen ausgeteilt. Jede Gruppe sollte sich um einen Teil des Fragebogens kümmern und die Fragen dank der Informationen im Museum beantworten! Das Museum ist wirklich sehr gut gemacht und ist immer wieder beindruckend!

Der letzte Teil über die europäische Union hat uns besonders gut gefallen und hat uns viel beigebracht!  Es gab insgesamt drei Teile in dem Fragebogen: 

  • 1870-1939: die Annexion der Region und den Ersten Weltkrieg
  • 1939-1945: der Zweite Weltkrieg
  • 1945-2000: die Nachkriegszeit und die Gründung Europas (EU)
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Für den restlichen Nachmittag hatten wir einen Arbeitsraum im Memorial gemietet, wo wir ungefähr drei Stunden verbracht haben. Das war schon sehr lange und anstrengend, vor allem, da es in dem Raum sehr dunkel war! Als erstes hatten wir die Fragebögen kurz ausgewertet und sind dann zu den Referaten übergegangen, die wir für die Reise vorbereiten sollten! Es kam immer abwechselnd eine französische und eine deutsche Schülergruppe an die Reihe. Die Referate betrafen die Erinnerungskulturen nach den Weltkriegen in Frankreich wie in Deutschland, sowie bestimmte Kriege (Algerienkrieg) und soziale Konflikte (68er-Revolte) oder Revolutionen (Friedliche Revolution und Mauerfall in der DDR).  Etwas schade fanden wir, dass manche deutsche Schüler nicht wirklich zugehört haben, während andere wirklich versucht haben, den französischen Referaten zu folgen und sie zu verstehen, was wiederum ziemlich cool war. 

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 Als wir endlich, mit etwas Verspätung, fertig waren, sind wir zurück in die Jugendherberge gefahren, wo wir dann gleich Essen gegangen sind! Wir, also die französische Gruppe, hatten eine Überraschung für unsere Lehrer geplant, mit welcher wir uns schon Wochen vor der Reise beschäftigt haben. Wir haben T-Shirts für die ABIBAC-Gruppe erschaffen, von denen Frau Loison und Herr Bündgen (unser Deutschlehrer) auch eines bekommen haben. Sie haben sich sehr gefreut! Als nächstes mussten wir, mal wieder, lange auf unser Essen warten aber die Freude war groß, als wir erfahren haben, dass es Spaghetti Bolognese zum Abendessen gab!           

 

 Zum Abschluss des Tages haben wir in der Bar der Jugendherberge mit unseren Lehrern „Werwolf“ gespielt, was sehr viel Spaß gemacht hat! Alles in allem einem war es ein sehr gelungener Tag! Um 23 Uhr waren wir dann auch alle müde und haben uns in unsere Zimmer zurückgezogen, wo wir friedlich geschlafen haben! 

 

 

Donnerstag, den 4. April 2019  (Louna & Sophie)

Am Morgen des vorletzten Tages verließen wir die Jugendherberge um 8:45 Uhr, um mit der Bahn zur Europäischen Schule zu fahren. Dort wurden zunächst Präsentationen über die drei Schulen von Schülern vorgestellt und dann das World-Café eröffnet. 

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Darin sollten sich alle Schüler an sieben Tischen zusammensetzen, um verschiedene Fragen über die Europäische Union und Europa zu diskutieren. Alle 10 Minuten erklang eine Klingel und die Schüler aus Berlin und Weißenburg wechselten zum nächsten Tisch, sodass am Ende jeder über die sieben verschiedenen Themen debattiert hatte. Diese Erfahrung ermöglicht es uns, neue Schulsysteme zu entdecken und neue Schüler kennenzulernen.

Wir waren in der Lage unsere Meinung auszudrücken und in unsere Ideen zu vergleichen, um zu einem konstruktiven Ergebnis zu kommen. Dieses World-Café war für uns sehr interessant und bereichernd. Ich war beeindruckt von der kulturellen Vielfalt dieser Schule. Schüler aller Altersstufen und Hintergründe konnten problemlos von einer Sprache zur anderen wechseln.


Zu Mittag aßen alle in der Mensa der Europäischen Schule. Auf der Speisekarte standen Hamburger, Pommes Fritten und Bohnen. Später gingen wir zu einem Kommunikationszentrum des europäischen Viertels von Straßburg.
Die verschiedenen Institutionen des Europaviertel wurden in diesem "Lieu de l'Europe" auf Deutsch und auf Französisch detailliert vorgestellt. Anschließend fuhren wir wieder zurück in die Jugendherberge, um unser Triptychon über "Europa gestern, Europa heute und Europa morgen" in einer weiteren vierstündigen Arbeitsphase zu beenden. Nach dem Abendessen nahmen alle an einer Karaoke-Veranstaltung mit deutschen, englischen und französischen Liedern teil. Es war sehr lustig und keiner hatte Komplexe. 

 

Freitag, den 05. April 2019 

Freitag war der letzte Tag unserer Austauschbegegnung: nach dem Frühstück haben wir das Europaparlament besucht: dabei haben wir zuerst ein Vorstellungsvideo angeschaut, ein Gruppenfoto vor den Landesflaggen gemacht und dann den Plenarsaal, den zweitgrößten der Welt, besichtigt. Nach der Führung hatten wir eine kurze, freie Zeit in dem Gebäude und unsere Klassen haben ein Foto vor einem Greenscreen aufgenommen.

Nach diesem Besuch haben wir eine kleine Rallye im Europaviertel gemacht: wir hatten eine Reihe von Fragen, die wir vor den verschiedenen Gebäuden dieses Viertels, wie dem Gebäude des Europarates, beantworten sollten.

Dann hatten wir bis 15 Uhr frei: wir konnten in Gruppen essen, wo wir wollten, und sollten auch das „goûter européen” vorbereiten: jeder sollte eine Spezialität eines bestimmten Landes der EU kaufen, die wir dann der Gruppe vorstellen und zusammen essen wollten.

Die ganze Gruppe hat sich dann um 15 Uhr auf der “Passerelle des deux Rives” zwischen Strasbourg und Kehl getroffen, worauf wir einige Gruppenfotos gemacht haben. Dabei haben uns ein paar vorbeifahrende Radfahrer geholfen.

Zurück in der Jugendherberge haben wir unsere Triptychons vorgestellt: jede Gruppe hat den anderen ihr Triptychon  erklärt und Fragen beantwortet.

Letztlich haben wir das „goûter européen” zusammen gegessen, nachdem jeder das, was er eingekauft hatte, vorgestellt hat.

Nach einer letzten Sprachanimation ist die französische Gruppe mit der Tram zum Bahnhof gefahren, um den Zug nach Wissembourg zu nehmen, während die Deutschen noch eine Nacht geblieben sind.

f1f2f3f4f5f6f7f8f9Hinweis: Die Triptychons werden in den kommenden Wochen in der Schule ausgestellt.

Eindrücke

„Das Projekt war eine tolle Erfahrung, sowohl sprachlich, als auch kulturell und auch menschlich!“

(Louna)

„Ich habe gelernt, dass es noch andere Personen in anderen Ländern gibt, die dasselbe Verständnis für Europa haben, wie ich.“

(Elektra)

„Ich bin sehr zufrieden […] wir haben viele gemeinsame Projekte und Aktivitäten durchgeführt, die Spaß gemacht haben und durch die wir uns besser kennengelernt haben.“

(Camille)

„Es war ein gutes Projekt. Man konnte viel Zeit mit netten Leuten verbringen und viel über Europa lernen. Jedoch musste man eine Stunde auf das Essen warten.“

(Mika) 

„Ich finde, dass es ein gelungenes Projekt war.“

(David)

„War ganz cool. Weiter zu empfehlen!“

(Gregor)

 „Die Deutschen haben sich die Mühe gemacht, Französisch zu sprechen, übrigens ohne Hemmungen, was das Gespräch auf französischer Seite erleichtert hat.“

(Dennis)

„Ich habe sehr gute Erfahrungen mit den Franzosen gesammelt, sie waren sehr nett. Wir hatten sogar außerhalb unserer Gruppe oft Kontakt und haben uns unterhalten.“

(Olga)

„Nette Leute, die sich viel Mühe gegeben haben, Französisch zu lernen.“

(Sophie)

„Ich habe viel über die EU gelernt und mir Gedanken über die Zukunft gemacht.“

(Emilia)

„Ich habe die Partnerklasse sehr freundlich gefunden und hätte gern einen zweiten Austausch gemacht.“

(Adrien)

„Ich habe gelernt, dass ich besser Französisch verstehe, als ich dachte ☺“

(Myriam)

„Ich habe sehr viel über die Gründung von Europa gelernt, über die Institutionen, die sich in Strasbourg befinden, sowie über die baldigen Wahlen. Die Austausche, die wir mit den Schülern der europäischen Schule hatten, waren auch sehr bereichernd.“

(Audrey)

 „Das Projekt ist für mich ein Erfolg.“

(Hugo)

Das Projekt wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk gefördert.       

dfjw